Die Geschichte der Klaviermechanik

Die Entwicklung der filigranen Mechanik für Tasteninstrumente

15. Jahrhundert

Einer der ersten Kunden für ein Klavier wurde durch ein in 1440 von Heinrich Arnold von Zwolle niedergeschriebenes Traktat aus dem Archiv der Pariser Nationalbibliothek entdeckt. Das Klavier dieses Kunden muss bereits dem Hammerklavier sehr ähnlich gewesen sein. Nach diesem Traktat gibt es bis Ende des 17. Jahrhunderts keine Dokumente mehr, die über Instrumente, ähnlich dem Hammerklavier schreiben.

Handwerk Klaviermechanik

17. Jahrhundert

Im Zeitalter der Renaissance und des Barock, bis Ausgang des 17. Jahrhunderts verstand man unter Tastensaiteninstrumenten das leise und süß-wehmütige Klavichord sowie das metallisch-rauschende Kielklavier, das als Spinett oder Cembalo gebaut wurde. Unter diesem Namen ist es heute noch bekannt und wird heutzutage tatsächlich noch gespielt. Klangfarbe (Klangspektrum) und Tonfülle entwickelten sich zum einen aus der Mensur und zum anderen durch die Art und Weise, die Saiten in Schwingungen zu versetzen.

Klavier Handwerker

18. Jahrhundert

Im 18. Jahrhundert begann die Ära des Hammerklaviers, das uns heute - nach fortlaufender Weiterentwicklung - als ideales Instrument sowohl für Zuhause als auch für die Konzertbühne dient. 1705 hat ein Sachse namens Pantaleon Hebenstreit, der mit seinen Konzerten auf einem Hackbrett Aufsehen erregt. Dieses Hackbrett wird als Vorläufer des Hammerklavieres betrachtet.

Bartolomeo Cristofori aus Padua hat 1709 in Florenz einen Hammerflügel mit einer neuen Hammermechanik gebaut, und eine weitere von ihm stammende Konstruktion aus dem Jahre 1720 zeigt eine Mechanik, mit einem für jene Zeit erstaunlichen Maß an Vollkommenheit.

Fast um dieselbe Zeit hat der Franzose Jean Marius 1716 Konstruktionen von Hammermechaniken bei der Pariser Akademie eingereicht. Unabhängig davon legte Christoph Gottlieb Schröter, ein Deutscher, dem Kurfürsten von Sachsen und König von Polen in Dresden zwei Neukonstruktionen, eine mit aufwärts und die andere mit abwärts schlagenden Hämmern, vor.

1731 baute Gottfried Silbermann in Freiberg bei Dresden zwei Hammerflügel mit Prellmechanik, bei denen der Hammer gelenkig in je einer, auf der Taste sitzenden Kapsel befestigt war. Nach Johann Sebastian Bachs Angaben hat Silbermann diese Mechanik noch weiter verbessert. Sie hat sich als „Deutsche Mechanik“ noch lange Zeit gehalten.

So begannen einzelne Instrumentenhersteller bereits um das Jahr 1730 damit, ihre Hammerflügel aufrecht zu stellen. Diese Instrumente waren die Vorreiter unserer Pianinos. Durch die vertikale Saitenlage mussten eigene Mechaniken entwickelt werden. Bekannt ist ein aufrecht stehender Hammerflügel mit Gelenkmechanik des Italieners Domenico del Mela di Gagliano aus dem Jahr 1740.

1773 hat der Orgelbauer Johann Andreas Stein aus Augsburg, ein Schüler des Straßburger Orgelbauers Johann Andreas Silbermann, die Prellmechanik des Gottfried Silbermann durch Anbringen einer für jeden Hammer federnd auslösenden Prellzunge (an Stelle der Prellleiste) verbessert. Man nannte diese Mechanik, die sich ohne wesentliche Änderung mehr als ein Jahrhundert behaupten konnte, die „Wiener Mechanik“.

Philipp Jacob Warth aus Untertürkheim bei Stuttgart baute 1790 die sogenannte „englische Mechanik“ in seine Tafelklaviere ein. Er brachte auf der Hintertaste gelenkig eine Stoßzunge an, die durch eine Feder nach hinten gedrückt wurde.

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Klaviermechanik Handwerker

19. Jahrhundert

Mit dem klassizistischen Empirestil zog zugleich das Jahrhundert der großen Pianisten und Komponisten herauf. Hector Berlioz machte den Anfang, Chopin, Liszt, Clara Schumann, Wagner, d’Albert und andere folgten ihm. Ihnen wohl ist es vor allem zu danken, dass die Technik des Klaviers und des Flügels einen ungeheuren Auftrieb bekam. So waren es doch die Künstler, die aus den Instrumenten die Höchstleistung herausholen wollten und die Instrumentenmacher zu immer größeren Fortschritten anspornten.

Schon um die Jahrhundertwende (1800) wurde in Wien und in den Vereinigten Staaten von Nordamerika der Bau von aufrechten Hammerklavieren, sogenannten Pianinos, aufgenommen. Matthias Müller, Wien, hat im Jahr 1800 in seine Klaviere die Wiener Prellzungenmechanik mit aufrechtem Hammer eingebaut. William Southwell, Dublin, hat 1807 die aufrechten Hammermechaniken um eine weitere Mechanik, die Sticker-Action-Auslösungsmechanik, ergänzt.

1825 hat Sebastian Erhard eine neue Flügelmechanik verwendet: In der Hintertaste war ein Gelenk befestigt, das durch einen Stellstift mit einem zweiten in dem Hebeglied befindlichen Gelenk verbunden war und den Tastenanschlag an die im Hebeglied drehbar und federnd angebrachte Stoßzunge weitergab.

Die Erardsche Konstruktion hat um die Mitte des 19. Jahrhunderts der berühmte Virtuose und Klavierbauer aus Paris, Henri Herz, etwas vereinfacht und ihr damit die fast endgültige Form gegeben. Hammerflügel mit diesen Mechaniken wurden damals bis zum Ende des Jahrhunderts in aller Welt von den berühmtesten Pianisten bei ihren Konzerten benutzt.

Robert Wornum d.J. aus London, hat im Jahr 1845 die Pianomechanik, Uprigth Action, wesentlich verbessert. Auf einer auf der Hintertaste aufgeschraubten Wippe war eine Stoßzunge eingeachst, die mittels einer Stellschraube für eine präzise und gleichmäßige Auslösung genau einreguliert werden konnte. Um 1850 bekam die Pianomechanik durch weitere resonanzverbessernde Anordnungen ihre nahezu heute noch bestehenden Form.

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